Let Me Introduce You: docsavage

1

Willkommen im Lomography Magazin, lieber @docsavage. Du bist aktiver Lomograph in unserer Community und verblüffst uns immer wieder mit deinen tollen Aufnahmen! Stell dich doch mal kurz unseren Lesern vor.

Von: docsavage

Hallo und vielen Dank für die Einladung zu dieser tollen Rubrik. Ich heiße Jan, bin 34 Jahre jung und wohne mit Freundin und zwei Katzen im schönen Ruhrgebiet. Das Geld für mein Hobby verdiene ich bei einem großen Wohnungsunternehmen, bin also beruflich ein klassischer Schreibtischtäter.

Wie kamst du zur analogen Fotografie? Und warum bleibst du ihr treu?

Mit der bewussten analogen Fotografie beschäftige ich mich erst seit 2016 wieder. Filmfotografie an sich war mir jedoch nicht unbekannt. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass ich 1992 zur Kommunion eine Konica Big Mini geschenkt bekam. Diese Kamera hat mich lange begleitet, ging dann aber leider irgendwann kaputt. Anfang 2016 war es dann so, dass ich ein paar Tage alleine auf Texel war und aus einer Laune heraus eine Einwegkamera aus einem Drogeriemarkt mitgenommen habe. Die Ergebnisse wirkten auf mich schlicht beeindruckend. Dieser organische Look, die kontrastreichen Farben, Vignettierung und Tiefenunschärfen… Wahnsinn! Ich kramte eine alte Canon AE1 Program hervor und die Reise ging los!
Fotografie nutze ich vor allem dazu, mich kreativ auszuleben und mich zu entschleunigen. Kreativität war schon immer ein wichtiger Teil meines Lebens. Ob schreiben, malen oder fotografieren, irgendwas in dieser Richtung muss ich immer machen. Im Job kommt dieser Teil meist zu kurz und so genieße ich jeden Moment draußen mit einer Kamera in der Hand. Den kreativen Prozess in der analogen Fotografie empfinde ich persönlich als deutlich bewusster und befriedigender, als in der digitalen Fotografie.

Von: docsavage

Und wie zu Lomography? Was bewegt dich, der Community treu zu bleiben?

Nachdem die ersten Filme aus der Entwicklung zurückgekommen waren, suchte ich schnell nach Plattformen, die sich ebenfalls mit analoger Fotografie beschäftigten. Ich hatte wirklich keine Ahnung mehr von dem Thema, wusste ja nicht mal, welche Vielfalt es an Filmen gibt. Und dann bin ich über Lomography gestolpert, mit unendlich vielen coolen Bildern von unendlichen vielen kreativen Köpfen. Dazu die vielen Artikel über Filmexperimente, Kameravorstellungen, Bilderserien, Fotografen und, und, und… Ich war schwer beeindruckt und mir war schnell klar, dass ich hier die Community finden würde, der ich gerne meine Bilder zeigen möchte.

Von: docsavage

Wer oder was inspiriert dich beim Fotografieren?

Ich kann leider keine Namen von großen Fotografen nennen. Ehrlich gesagt habe ich in dieser Hinsicht keine Ahnung von der fotografischen Welt. Ich habe mich und lasse mich nach wie vor z.B. von den Bildern hier auf der Seite oder bei Instragram inspirieren. Die Kreativität so vieler Hobbyfotografen ist manchmal unfassbar und ich nehme sehr viel aus den Bildern mit. Manchmal nur eine Stimmung, manchmal eine bestimmte Art der Komposition, manchmal Ideen für neue filmische Experimente und ich hoffe, dass ich mit meinen Bildern ab und zu eine ähnliche Wirkung auf den Betrachter habe.

Hast du ein persönliches Lieblingsfoto? Was ist die Story dahinter?

Schwierige Frage… Es gibt viele Bilder in meinem Lomohome, die ich sehr mag und die mit einer Geschichte verbunden sind. Am ehesten trifft das aber auf diese Foto zu:

Von: docsavage

Das Bild entstand im Februar 2016 und es war der erste Schwarz-Weiß-Film meines Lebens, ein Lomo Earl Grey. Ich war nachmittags mit der AE1 Program im Landschaftspark Duisburg unterwegs (wer den nicht kennt: hinfahren!). Es hatte kurz zuvor geregnet und die Wintersonne ging bereits langsam unter. Überraschender Weise war der Ort so gut wie Menschenleer. Während ich fotografierte, kam ich in diesen ganz speziellen kreativen und achtsamen Flow. Es war das erste Mal, dass ich so etwas im Zusammenhang mit der Fotografie erlebte. Eine wunderbare Erfahrung!

Du scheinst ja ziemlich gut unterwegs gewesen zu sein mit deinen Kameras. Erzähl uns von deinem bisherigen Lieblingsort, was ihn so faszinierend gemacht hat und
wie es für dich war.

Stimmt, ich bin in den letzten Jahren ein bisschen herumgereist. Mein persönlicher Lieblingsort ist allerdings schon seit langer Zeit die Insel Texel. Nirgendwo sonst kann ich besser entspannen. Nirgendwo sonst fühle ich im Urlaub so gut aufgehoben wie dort.

Von: docsavage

Ob es aber nun die Dünen einer Nordseeinsel, die Berge auf La Palma oder die Häuserschluchten von Hong Kong sind – jeder besuchte Ort hat immer seine ganz eigene Faszination. Die größte Faszination üben jedoch verlassene Orte, sog. Lost Places, auf mich aus. Selbst an belebten Orten suche ich gerne nach dem morbiden Charme des Heruntergekommenen und Verlassenen. In diesem Zusammenhang war meine Reise in die Sperrzone von Tschernobyl wohl das bisher eindrucksvollstes Erlebnis.

Welches Reiseziel hast du als Nächstes im Visier?

Dieses Jahr stehen gleich mehrere interessante Reiseziele auf dem Programm. Nachdem ich letztes Jahr in China unterwegs gewesen bin, wird es dieses Jahr auf eine Wanderreise nach Nepal gehen. Zwei kürzere Reisen werden mich nach Sarajevo und durch Bosnien-Herzegowina sowie nach Riga führen. Und natürlich werde ich auch diese Reisen analog fotografieren und gerne hier teilen.

Was ist deine Lieblingskamera? Gibt es eine Kamera, die du immer dabei hast?

Im Moment habe ich mich auf Olympus eingeschossen und mir letztes Jahr eine OM-4 Ti gegönnt. Zusammen mit der OM-1 ist das meine Lieblingskamera. Ich bin allerdings auch leidenschaftlicher Sammler und habe noch eine ganze Menge mehr Kameras zu Hause. Ein bisschen Canon (AE1 P, A-1), ein bisschen Minolta (X700), ein bisschen Pentax (Super A) – ich probiere sehr gerne aus und wenn mir eine Kamera gefällt, bleibt sie in der Sammlung und wird gerne genutzt.

Von: docsavage

Ich erkenne bei dir einen starken experimentellen und konzeptuellen Ansatz. Wie würdest du deine Fotografie und deinen Stil beschreiben?

Experimentieren ist für mich tatsächlich ein wichtiger Bestandteil meiner Kreativität. Ob es neue Kameras, Filme, Entwickler oder fotografische Techniken sind – ich probiere immer gerne aus und lerne dazu. Manchmal kann ich einfach darauf losknipsen, manchmal muss ich aber auch planen, z.B. bei den Doppelbelichtungen oder den Infrarotfilmen. Daran habe ich genauso großen Spaß, wie am Ausprobieren. Wenn dann noch die Ergebnisse toll sind, ist das ein unglaublich befriedigendes Gefühl. Zumal ich oft genug überhaupt nicht weiß, ob das, was ich mir ausgedacht habe überhaupt funktioniert.

Ehrlich gesagt tue ich mich schwer damit, meinen eigenen Stil zu beschreiben. Ich könnte nicht mal sagen, ob ich überhaupt einen eigenen Stil habe. Manchmal verfolge ich eher einen dokumentarischen Ansatz oder spiele mit Perspektiven. Manchmal ist es reiner Spieltrieb. Ich taste mich also eher an einen eigenen Stil heran, als das ich schon einen eigenen entwickelt hätte. Aber gerade die Suche nach dem, was mir gefällt und womit ich mich identifizieren kann, macht auch großen Spaß.

Hast du einen Lieblingsfilm, dem du immer treu bleibst?

Das kommt ein bisschen darauf an. Eine ganze Zeit lang war mein Lieblingsfilm in der Schwarz-Weiß-Fotografie der gute alte Ilford HP5. Im Moment wechselt das ein bisschen zum Kodak TMax. Für Farbfotos nehme ich gerne den Ultramax, der ähnlich gut ist, wie der Portra. Manchmal reicht aber auch einfach der Billigfarbfilm aus dem Drogeriemarkt. Leider sind in den letzten Jahren viele Filme vom Markt verschwunden, die ich gerne öfter ausprobiert hätte, z.B. der Adox Color Implosion oder Farb-Infrarotfilme.

Von: docsavage

Hast du Tipps für andere Lomographen oder solche, die es werden wollen?

Einfach machen! Gerade am Anfang! Brennweiten, f-Stopps und Auslöser-Zeiten sind für dich böhmische Dörfer? Egal! Du hast keine Ahnung, was bei der Belichtungsmessung in der Kamera passiert? Was soll's! Schnapp dir halt eine vollautomatische Kamera, geh raus und knipse. Die Grundlagen kannst du auch später noch lernen, wenn du das willst. Nimm die Motivsuche bewusst wahr und genieße einfach den Augenblick. Lass dich von den vielen tollen Artikeln und Bildern anderer Lomographen inspirieren und scheue nicht davor zurück, andere Lomographen bei Fragen anzuschreiben. Eine hilfsbereite Antwort wird dir garantiert sicher sein!

Was steht bei dir als Nächstes an?

Zu viel… Im Moment suche ich wieder Motive für ein paar Doppelbelichtungen. Außerdem beschäftige ich mich noch mit sehr langsamen Filmen. Mir gefällt die Bewegungsunschärfe, die ich damit erzeugen kann. Wenn es draußen grüner wird, wird auch bestimmt wieder der ein oder andere Infrarotfilm aus der Kühlung geholt.

Von: docsavage

Immer spannender finde ich auch die Portraitfotografie. Bisher war/ist es mir noch unangenehm, Menschen in den Fokus zu nehmen und daran möchte ich gerne arbeiten. Und als wäre das noch nicht genug, bastel ich nebenbei auch noch an einem Konzept für einen Podcast rund um die analoge Fotografie. Da wird das Thema Lomography garantiert auch aufgegriffen. Insgesamt also mehr als genug für dieses Jahr.


Falls ihr mehr von @docsavage Arbeiten sehen möchtet, dann schaut doch mal auf seinem LomoHome oder seinem Instagram vorbei.

écrit par apots le 2019-05-09 dans

Les articles les plus captivants